ABOUT THE BOOK:
Die Rechtsepoche des 19. Jahrhunderts leidet unter einem schlechten Ruf.
In der westlichen Rechtsgeschichtsschreibung behauptet sich hartnäckig
die Auffassung, dass das Rechtsdenken im 19. Jahrhundert einer
formalistischen Ideologie verfallen war und erst mit der Wende zum 20.
Jahrhundert einen Sinn für die »soziale« Realität des Rechts entwickelt
hat. Karlson Preuß führt dieses Narrativ auf geschichtspolitische
Professionsstreite um 1900 zurück. Er zeichnet nach, dass juristische
Reformdiskurse in Deutschland, Frankreich und den USA im frühen 20.
Jahrhundert Zerrbilder der vorangegangenen Rechtsepoche in die Welt
gesetzt und mit dieser Sicht einen immensen Einfluss auf die westliche
Rechtshistoriographie ausgeübt haben. Dabei will er sowohl der
Transnationalität des Untersuchungsgegenstandes gerecht werden und damit
der Tatsache, dass ein höchst fragwürdiges Narrativ einen bedeutenden
Einfluss auf die nationalen Rechtsdiskurse verschiedener Rechtsfamilien
ausgeübt hat, als auch eine soziologische Erklärung für den Erfolg
dieses Narratives anbieten.
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