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20 October 2023

SEMINAR: Innocenz III. edieren – Registeredition in Theorie und Praxis (Wuppertal: Bergische Universität Wuppertal, 26 OCT 2023)


Unter den Quellen zur Erforschung des Papsttums im Mittelalter nehmen die päpstlichen Kanzleiregister, die seit 1198 durchgehend überliefert sind, eine besondere Stellung ein. Sie bieten, obwohl nur einen Bruchteil der in der Kanzlei der Kurie ausgestellten Urkunden umfassend, einen sowohl geographischen als auch thematischen Querschnitt durch die verschiedensten Empfänger und Agenden, mit denen die Päpste in der Ausübung ihres Amtes befasst waren. Zugleich bündeln sie einen Teil der ansonsten weit verstreuten originalen Urkundenüberlieferung.

In einer Reihe von Vorträgen werden Fragen der Editionstheorie sowie ihrer praktischen Anwendung zur Diskussion gestellt und der Wert der Register für die Geschichtsforschung herausgearbeitet werden. Vor welche methodischen Herausforderungen sehen sich Editor:innen angesichts eines fragmentierten oder ganz verlorenen Textzeugen gestellt? Wo kann eine Rekonstruktion ansetzen? Welche Bedeutung haben die Papstregister für unser Wissen um und unser Verständnis des hoch- und spätmittelalterlichen Europa? Welche Bedeutung haben sie im Kontext des sich ausbildenden und zunehmend in die europäische Rechtskultur diffundierenden kanonischen Rechts, seiner Verfeinerung und Kodifikation? Lassen sich digitale Methoden für die Erforschung von Urkunden für diese Quellengattung fruchtbar machen? Und: was kann eine diachrone Betrachtung dieser einzigartigen Serie vor dem Hintergrund sich wandelnder Schriftlichkeit für das hilfswissenschaftliche und kulturgeschichtliche Verständnis von Schrift leisten?

In einem Round Table soll anschließend den Erkenntnispotenzialen aus der Sicht verschiedener Disziplinen nachgegangen werden. Neben der Ordensgeschichte als Teil der Geschichtsforschung stehen vor allem die (vergleichende) Literaturwissenschaft und die Kunstgeschichte im Vordergrund. Wie lässt sich die Entstehung und Entwicklung einzelner religiöser Orden anhand der päpstlichen Privilegien und Mandate, die in den Registern überliefert sind, nachverfolgen? Können Papstbriefe nicht nur als rechtliche Dokumente, sondern in ihrer teils hochkomplexen Syntax und ausgefeilten Stilistik gar als literarische Texte verstanden werden? Handelt es sich bei den Registern um nüchterne Verwaltungsrepertorien oder: was sagt uns die grafische Ausgestaltung mit teils aufwendigen, teils humorvollen oder schlicht zierenden Initialen und Ornamenten über den „Sitz im Leben“ der Kurie? Welche Einflüsse zeitgenössischer Kunstentwicklungen und -konventionen lassen sich ausmachen?

Die interdisziplinäre Perspektive soll zu neuen Forschungsfragen anregen und die Quellengattung Papstregister als Gesamtphänomen besser verstehen helfen.


PROGRAM

  • 14:00 Aaron SCHWARZ (Wuppertal): Begrüßung
  • 14:15 Jochen JOHRENDT (Wuppertal): Laudatio
  • 14:30 Werner MALECZEK (Wien): Aus der Werkstatt der Edition der Register Papst Innocenz’ III. Die Rekonstruktion des dritten Registerjahrganges.


  • 16:00 Jochen JOHRENDT (Wuppertal): Papsttumsforschung mit und ohne Register – der Epocheneinschnitt von 1198
  • 16:15 Barbara BOMBI (Kent): Papal Registers as a Source of Medieval Canon Law – Edition and Perspectives
  • 16:30 Diskussion
  • 17:00 Maria-Magdalena RÜCKERT (Ludwigsburg): Papstregister aus der Perspektive einer digitalen Diplomatik
  • 17:15 Andreas ZAJIC (Wien): Gotische Urkundenkursiven als ‟Signature Scripts” in der Frühen Neuzeit: Bollatica und Court/Chancery Hand im Vergleich (15.−19. Jh.)
  • 17:30 Diskussion


  • 18:15 Round Table: Perspektiven auf Ordensgeschichte, Kunstgeschichte und Literaturwissenschaft; mit: Werner MALECZEK (Wien), Carmen CARDELLE DE HARTMANN (Zürich), Anja GREBE (Krems), Matthias THUMSER (Berlin)
  • 19:00 Schlussworte


PRACTICAL INFORMATION

  • When: 26. Oktober 2023
  • Where: Bergische Universität Wuppertal, Bergisches Zimmer Gebäude ME 02.30, Gaussstraße 20


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