ABOUT THE BOOK
Das Buch bietet eine vergleichende Analyse der Geschichte der kolonialen Staatsangehörigkeit in den italienischen und deutschen Kolonialreichen auf der Grundlage einer eingehenden Untersuchung Eritreas und Deutsch-Ostafrikas. Diese beiden Kolonien stellen die zwei Fallstudien der Untersuchung dar, die nicht nur die Produktion von überwiegend in der Metropole konzipierten Rechtstexten, sondern auch deren Ausführung und die administrative Praxis kolonialer Staatsangehörigkeit in den Blick nimmt. Es handelt sich um einen Beitrag zur Institutionengeschichte, die auch soziale und kulturelle Hintergründe in globalhistorischer Perspektive berücksichtigt.
Die Geschichtsschreibung zum europäischen Kolonialismus hat oft die Unterscheidung zwischen metropolitanen Staatsbürgern und kolonialen Untertanen als wesentliches Merkmal kolonialer Herrschaft betont. Diese Trennung existierte auch in Eritrea und Deutsch-Ostafrika. Tatsächlich haben Italiener und Deutsche ihren rechtlichen Status dort behalten, während die einheimische Bevölkerung von der metropolitanen Staatsangehörigkeit ausgeschlossen wurde. Diese Politik gründete auf der Annahme, dass die einheimische Bevölkerung der Kolonien auf einem niedrigeren Niveau in Bezug auf ihre Rasse und Zivilisation stand und daher nicht den metropolitanen Staatsbürgern gleichgestellt werden konnte. Schließlich galt gerade die Überwindung dieser Kluft als Aufgabe der Kolonialmission und wurde zur legitimierenden Ideologie des europäischen Kolonialismus. Durch diesen Fokus auf die koloniale Staatsangehörigkeit in Eritrea und Deutsch-Ostafrika befasst sich das Buch mit einem zentralen Thema des europäischen Kolonialismus und dessen diskriminierender Natur.
Der Unterschiede zwischen den beiden ostafrikanischen Regionen bewusst, stellt das Buch einen innovativen deutsch-italienischen Vergleich an, indem es zwei Territorien betrachtet, die gleichzeitig als Kolonien etabliert und von zwei im europäischen Vergleich ‘späten’ Kolonialmächten regiert wurden. Die vergleichende Untersuchung berücksichtigt daher die metropolitanen Kontexte des Königreichs Italien und des Deutschen Kaiserreichs und die kolonialen Kontexte Eritreas und Deutsch-Ostafrikas. In diesem zwischen Europa und Afrika liegenden Raum wird der Bevölkerung vor Ort besondere Aufmerksamkeit geschenkt, vor allem Akteuren lokaler Herkunft.
Das Buch stellt einen Beitrag zur Globalgeschichte des europäischen Kolonialismus samt seiner Rechtsstrukturen und gesellschaftlichen Auswirkungen dar. Die Darstellung der Facetten von Staatsangehörigkeit in der kolonialen Vergangenheit lässt auch Fragen der Zugehörigkeit in der postkolonialen Gegenwart in neuem Licht erscheinen.
ABOUT THE AUTHOR
Nicola Camilleri is a historian of modern Europe in a global perspective with a special interest in Italy and Germany and their colonial history. His research combines legal and institutional history with cultural and social history. He received his PhD from the Freie Universität Berlin in 2017. After being a visiting fellow at the Remarque Institute, NYU (New York City), and the Max Planck Institute for Legal History and Legal Theory in Frankfurt, he joined the ERC project PREWArAs at the University of Padua, which deals with armed associations in Europe before the First World War. Nicola Camilleri has co-edited an issue of Northeast Africa Studies and published several articles and book reviews. This book is based on his PhD dissertation, for which he consulted archives and libraries in Eritrea, Germany, Italy and Tanzania. These research stays were made possible by grants and fellowships from prestigious German institutions.
TABLE OF CONTENTS
XI Vorwort
1 Einleitung
19 Die Gründung der Colonia Eritrea und die Staatsangehörigkeit ihrer Bewohner
55 Die Gründung Deutsch-Ostafrikas und die Rechtsverhältnisse der Kolonialbevölkerung
91 Die Gesetzgebung zur Staatsangehörigkeit zwischen Kolonien und Metropolen
159 Einbürgern und Ausschließen in den Kolonien Eritrea und Deutsch-Ostafrika
207 Staatsangehörigkeit und Familienverhältnisse
257 Fazit und Ausblick
265 Quellen und Literatur
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