HSozUKult announced an interesting conference hosted by Prof. Martin Kintzinger (Münster) on the legal history of medieval and early modern international relations. Program and platform text below:
Welche Brechungen und Verwerfungen bewirken kulturelle, mediale und
soziale Grenzen auf dem Feld der vormodernen diplomatischen Interaktion?
Welche Bedeutung besitzen sie für deren symbolische Inszenierung? Und
welche Rolle spielen diese Grenzen dort, wo diplomatische
Verbindlichkeit infragegestellt wird – kurz: Wo Verträge gebrochen
werden?
Mit diesen Fragen beschäftigt sich das von Prof. Dr. Martin
Kintzinger geleitete DFG-Projekt „Symbolische Kommunikation und
kulturelle Differenz. Visualisierung interkultureller Diplomatie im
westeuropäischen Spätmittelalter“, das vom 17.-19. September 2014 in
Münster seine Abschlußtagung veranstaltet. Unser besonderes Interesse
gilt der Erzeugung von Verbindlichkeit und den Problemen, die dabei
auftreten. Im Rahmen der Abschlußtagung werden wir unterschiedliche
Perspektiven auf diesen Problemkreis bündeln, indem wir den „Bruch des
Vertrags“ sowie seine Antizipationen und Nachwirkungen in den Blick
nehmen.
Die Beiträge sind auf drei Feldern angesiedelt:
1. Normative Auseinandersetzung mit Vertragsschlüssen und –brüchen:
Explizite und implizite Handlungsnormen; juristische, ethische,
philosophische Diskurse zu Vertragsschluß und Vertragsbruch.
2. Phänomenologie des Vertragsbruchs in vormodernen Gesellschaften.
3. Probleme der Verbindlichkeitserzeugung über kulturelle Grenzen hinweg.
Mittwoch, 17.09.2014
Sektion I: Der Bruch des Vertrags – Diplomatischer Alltag und historisches Skandalon?
Moderation: Martin Kintzinger
14.30-15.00
Georg Jostkleigrewe ( Münster): Einführung
15.15-16.00
Stéphane Péquignot (Paris): Zerbrechliche Verträge? Einige
Bemerkungen über die diplomatischen Beziehungen der aragonesischen
Könige mit den Königen von Frankreich und von Kastilien (13.-15.
Jahrhundert)
16.00-16.45
Gesa Wilangowski (Münster): "Il fault que ledict traictie soit
parfaict [...] sans ce quil claudique". Perfekter Pakt?
Herausforderungen der Diplomatie zur Zeit Maximilians I.
17.15-18.00
Jean-Marie Moeglin (Paris): Pourquoi n’ya-t-il pas eu de paix
pendant la guerre de Cent ans ? À propos des traités de Brétigny-Calais
(1360) et de Troyes (1420)
18.00-18.45
Gregor Rohmann (Frankfurt): Die Vertragsbrecher sind immer die
anderen. Der Frieden von Skanör und Falsterbo (1395) und seine
Nachgeschichte im Kontext der zeitgenössischen Diplomatie
Donnerstag, 18.09.2014
Sektion II: Der Bruch des Vertrags als intra- und interkulturelles Problem: Handelsbeziehungen
Moderation: Peter Oestmann
09.00-09.45
Ulla Kypta (Frankfurt): Verhandlungen zwischen der Hanse und
Flandern. Wie man den Diskurs über den Vertragsbruch strategisch
einsetzt
09.45-10.30
Marc von der Höh (Bochum): Interreligiöse Absicherungsstrategien.
Das Beispiel der Verträge der italienischen Seestädte mit muslimischen
Herrschern
11.00-11.45
Christina Brauner (Münster): "Only of decorative significance?"
Interkulturelle Vertragspraxis an der Gold- und Sklavenküste (17.-18.
Jhdt.)
11.45-12.30
Cornelia Neustadt: „vnse viende iegen God, ere vnd recht“: Vor- und Nachspiel einer Kriegserklärung (1423–1435)
Sektion III: Kanonistische Konzepte: Die Verbindlichkeit der Repräsentation
Moderation: Wolfram Drews
14.00-14.45
Noelle Laetitia-Perret (Fribourg): Guillaume Durands Speculum
legatorum (XIII. Jhd.) : Zum Entstehungskontext eines Traktats über das
Verhältnis zwischen Papst und Legat
Sektion IV: Der Bruch des Vertrags als intra- und interkulturelles Problem: Mittelmeerraum
Moderation: Wolfram Drews
15.00-15.45
Malika Dekkiche (Gent): Dār al-Ḥarb, Dār al-Islām: status, functions and reality in Mamluk Diplomacy
15.45-16.30
David Crispin (Münster/Köln): Auch den Ungläubigen muss man Treue
halten. Bündnisse zwischen Lateinern und Muslimen im ersten Jahrhundert
der Kreuzzüge
17.00-17.45
Martin Vucetic (Mainz): Das Abkommen zwischen Kaiser Manuel I.
Komnenos und Sultan Kilic Arslan II. (1162): Mechanismen zur Absicherung
von Verträgen und ihr Scheitern
17.45-18.30
Sebastian Kolditz (Heidelberg): Fides Grecorum. Die Nichterfüllung
vertraglicher Bestimmungen als Faktor in den lateinisch-griechischen
Beziehungen des 14. und 15. Jahrhundert
Freitag, 19.09.2014
Sektion V: Der Bruch des Vertrags als intra- und interkulturelles Problem: Polen-Litauen und Oberitalien
Moderation: Claudia Garnier
09.00-09.45
Anja Thaller (Marburg): Advocati ecclesiae – zwischen Schutz und
Eigennutz. Oder warum die Grafen von Görz die Verträge mit der Aquileier
Kirche brachen
09.45-10.30
Gregor Metzig (Berlin): Bündnispolitik und Vertragsbruch im Kontext des Venezianerkriegs Kaiser Maximilians I. (1508-1516)
10.45-11.30
Julia Burkhardt (Heidelberg): Von unversehrten Dokumenten und
zerstückelten Verträgen. Thronfolgeabkommen im spätmittelalterlichen
Polen
11.30-12.15
Sebastian Kubon (Hamburg): Die Verträge von Sallinwerder (1398) und
Raciążek (1404) zwischen dem Deutschen Orden und Großfürst Vytautas von
Litauen – Reduzierte Verbindlichkeitserwartung und ihre Kompensation in
einem transkulturellen Kontext
Abschluß
12.15-13.00 Round-Table-Gespräch: Die Verbindlichkeit
vormoderner Diplomatie und ihre sozialen, medialen und kulturellen
Grenzen
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